Raices Selección 2004, Tempranillo, Fernando Castro, Spanien im Kurz-Check

Es klang verlockend, was ich im aktuellen Prospekt (Angebote für die Kw 5 2012) über den neuesten Norma Wein las: „Der Raices Reserva zeigt sich im purpurroten Gewand und duftet nach Pflaumenkompott, begleitet von einer dezenten Vanillenote. Dabei präsentiert er einen vollen Körper mit runden Tanninen und anhaltendem Finale.“
Und das Alles gibt es für 2,99 Euro.

Dann war die Flasche noch mit einem schönen Anhänger geschmückt, auf dem drei Medaillen mit Preisen aus verschiedenen Wettbewerben leuchteten. An erster Stelle eine Goldmedaille beim renommierten Deutschen Wettbewerb „Mundus Vini“. Das war genug der Versprechungen, den musste ich probieren … gesagt, gekauft, getan.

Nun, das solche Prospekt-Beschreibungen von Weinen zuweilen ziemlich dick auftragen ist bekannt – die Leute sollen ja den Wein kaufen, am besten Kistenweise ohne vorheriges Probieren.

Dass ich gewisse Abstriche machen muss, wenn ich den Wein dann im Glas habe, weiß ich ja als erfahrener Weinkäufer, aber er sollte zumindest teilweise das halten, was Prospekt, Etikett und in diesem Fall der Anhänger versprechen.
Da sind wir uns sicher einig.

Das Ergebnis meiner Verkostung: Sehr ernüchternd, um es mal vorsichtig zu formulieren. Deutlicher ausgedrückt: Das ist eine ganz klare Negativ-Empfehlung.

Das Einzige, was aus der Beschreibung für meinen Geschmack zutrifft, ist die Purpurrote Farbe und ausgeprägte Tannine, was aber bei einer 8 Jahre alten spanischen Reserva mit entsprechend langer Fasslagerung schon in der Sache selbst liegt. Als rund würde ich diese Tannine allerdings nicht gerade bezeichnen.
Der Duft lässt – das muss man fairerweise sagen – auch keine negativen Schlüsse zu. Der Geschmack, und das ist ja das entscheidende Erlebnis beim Weingenuss, ist eine einzige Enttäuschung.

Der Raices wird neben den Tanninen beherrscht von überbordender Säure, die einem den Gaumen arg zusammenzieht.
Da bleibt von Fruchtigkeit fast nichts mehr übrig. Nach diesem ersten Geschmackserlebnis von einem „anhaltenden Finale“ zu sprechen, ist schlicht ein W… Der Abgang fällt fast aus, könnte man sagen.

Wie dieser Tempranillo von Fernando Castro beim Mundus Vini Gold geholt hat, bleibt mit ein Rätsel – keine Ahnung.

Sie sehen, liebe Leser, auch einem erfahrenen Weinkäufer passiert es immer mal wieder, so richtig daneben zu langen. Aber auch ein Trüffelschwein vergräbt sich mal. Ich grabe weiter für Sie – bleiben Sie mir gewogen.

Aber noch einmal zur Klarstellung: Ich möchte hiermit in keinster Weise die Norma- oder Discounter-Weine im Allgemeinen verteufeln. Es gibt – gerade bei Norma – richtige Perlen zu entdecken (siehe z.B. mein Bericht über die ausgesprochen leckeren „In-Situ“ Carmenére und Bio-Cabernet-Sauvignon aus Chile .

So etwas kann Ihnen übrigens auch im gut sortierten Fachhandel, wie es so schön heißt, passieren – wenngleich die Gefahr auch etwas geringer ist als beim Diskounter.

Hier aber noch ein Tipp: Aktuell (01.02.12) gibt es einen weiteren Norma Wein aus der Linie von „In Situ“ aus Chile, und zwar einen Cabernet Sauvignon. Habe Ihn probiert: Ist ein sehr gelungener Cabernet und für 3,99 Euro mehr als seinen Preis wert. Probieren Sie ihn – solange er noch nicht vergriffen ist.


Meine Bewertung des Preis-/Genussverhältnisses:

2 Weingeniesser-Sterne für Raices Tempranillo Norma Wein
(2 von 5 Weingeniesser-Sternen)

 

Die Eckdaten des Raices Reserva Seleccion 2004 von Fernando Castro

 Raices Tempranillo, Fernando Castro
  Herkunft:  Spanien, Valdepenas
  Rebsorte:  100 % Tempranillo
  Jahrgang:  2004
  Alkoholgehalt: 13 %
  Trinktemperatur: 16 bis 18 °  C

  Einkaufsquelle: Norma
 
  Preis: 2,99 Euro
 

 

 

 

 

 

 

Hier noch eine Bitte: Schreiben Sie mir doch bitte einen Kommentar zu diesem Artikel und ob Sie Interesse an mehr solcher Wein-Kurzchecks haben. Wenn ja, möchten Sie lieber, dass ich Weine vom Discounter oder aus dem Fachhandel für Sie teste?

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